
Wege zu höherem Eigenverbrauch
Die Nutzung von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem zentralen Baustein der privaten Stromerzeugung entwickelt. Während die Anschaffungskosten für PV-Module kontinuierlich gesunken sind, rückt die Frage, wie der erzeugte Strom möglichst effizient und kostensparend genutzt werden kann, stärker in den Fokus. Das Hauptziel vieler Anlagenbetreiber besteht darin, den Eigenverbrauch zu maximieren, den Netzbezug zu reduzieren und damit sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch Vorteile zu erzielen. Eine gezielte Optimierung der Anlagen und der angeschlossenen Verbraucher bietet dafür vielfältige Möglichkeiten.
Stromverbrauch optimieren – Verbraucher einschalten, wenn die Sonne scheint
Ein besonders einfacher und kostengünstiger Ansatz zur Effizienzsteigerung besteht darin, verbrauchsstarke Haushaltsgeräte gezielt während der Sonnenstunden zu betreiben. Dazu zählen insbesondere Waschmaschine, Geschirrspüler, Wäschetrockner, Wärmepumpen, Klimageräte oder die Warmwassererzeugung. Moderne Haushaltsgeräte verfügen häufig über zeitgesteuerte Programme oder können in Smart-Home-Systeme eingebunden werden. Dadurch wird die Nutzung des PV-Überschusses automatisiert, was sowohl Komfort als auch Wirtschaftlichkeit erhöht.
Warum ein Speicher Sinn macht
Eine der wirkungsvollsten Maßnahmen zur Erhöhung des Eigenverbrauchs ist die Installation eines Stromspeichers. Eine PV-Anlage erzeugt tagsüber Strom, meist gerade dann, wenn der Haushalt wenig Verbrauch hat. Abends und nachts hingegen, wenn der Strombedarf steigt (Licht, Kochen, Geräte, Heizung, etc.), ist häufig kein Solarstrom mehr verfügbar. Ohne Speicher wird überschüssiger Tagstrom ins Netz eingespeist und abends wieder teurer Netzstrom bezogen. Ein Stromspeicher fängt genau diesen Überschuss auf und macht ihn später nutzbar. Dadurch kann der Eigenverbrauch deutlich von rund 30–40 % ohne Speicher auf 70 % oder mehr mit Speicher steigen.
Weitere Vorteile sind die größere Unabhängigkeit vom Energieversorger, in vielen Fällen stabile Stromkosten über Jahre hinweg und der Speicher kann auch eine Notstromfunktion bei Stromausfall übernehmen.
Ein Stromspeicher sollte zur PV-Anlage und dem Verbrauch passen. Als Faustformel gilt: Speichergröße in kWh = Größe der PV-Anlage (kWp) x 1,5. Größer ist nicht immer besser, denn ein zu großer Speicher wird oft nicht voll genutzt und kostet mehr Geld. Die am weitesten verbreitete Technologie sind derzeit Lithium-Ionen-Akkus. Als zukunftsträchtige Alternative gelten Natrium-Ionen-Akkus.
Netzoptimierter Betrieb des Stromspeichers: Normalerweise wird der Speicher gleich am Vormittag mit dem ersten überschüssigen Strom geladen. Sobald der Speicher voll ist – zumeist um die Mittagszeit – wird der nicht sofort verbrauchte Strom ins Netz eingespeist. Erzeugen viele PV-Anlagen gleichzeitig überschüssigen Strom, belastet dies das Stromnetz und macht weiteren Netzausbau notwendig. Bei netzoptimiertem Betrieb wird das anders gelöst: Das Ladesystem reserviert einen Teil des Speichers und beginnt erst dann mit dem Laden, wenn die PV-Anlage ihre höchste Leistung bringt. Dadurch werden Einspeisespitzen verhindert und das Stromnetz wird entlastet. In Zukunft wird Strom häufiger mit Tarifen vergütet, die sich je nach Tageszeit ändern. Das bedeutet: Strom zur Mittagszeit, wenn das Angebot besonders hoch ist, wird sehr günstig sein. Wer seinen Strom also zu anderen Zeiten einspeist oder speichert, kann davon profitieren.
Smarte Kombination: Warmwassererzeugung mit Heizstab
Eine weitere effektive Möglichkeit, überschüssigen PV-Strom zu nutzen, ist der Einbau eines Heizstabes in den Warmwasserspeicher oder Pufferspeicher. Der Heizstab wandelt Strom direkt in Wärme um und reduziert dadurch den Verbrauch konventioneller Heizenergie, wie etwa Holz oder Fernwärme. Ein Heizstab arbeitet besonders effizient, wenn er automatisch nur bei PV-Überschuss aktiviert wird. Intelligente Energiemanager übernehmen diese Steuerung und vermeiden unnötigen Netzstromverbrauch.
Smarte Kombination: Elektromobilität
Die Kombination von PV-Anlage und Elektroauto bietet erhebliches Potenzial zur Eigenverbrauchssteigerung. Das Auto kann dadurch mit dem selbst erzeugten Sonnenstrom, statt teurem Netzstrom, getankt werden. Das senkt die Mobilitätskosten deutlich und macht unabhängiger von steigenden Energiepreisen. Damit das Laden möglichst effizient läuft, ist eine intelligente Wallbox, die mit der PV-Anlagen und dem evtl. vorhandenen Stromspeicher, am besten über ein Energiemanagementsystem kommuniziert, empfehlenswert. So wird das Auto bevorzugt dann geladen, wenn gerade viel Sonnenstrom verfügbar ist.
Viele moderne Systeme bieten zusätzliche Funktionen wie PV-Überschussladen, bei dem ausschließlich überschüssiger Solarstrom genutzt und Einspeisespitzen reduziert werden, Zeitsteuerungen (z. B. Laden zu günstigen Tarifzeiten) sowie eine App-Steuerung für volle Kontrolle.
Das Elektroauto als Speicher: In der nahen Zukunft wird es eine neue Art der Nutzung des Elektroautos geben. Mittels bidirektionaler Laden kann der Akku des Fahrzeugs auch als Stromspeicher für die elektrischen Geräte im Haushalt genutzt und ins Stromnetz entladen werden. Während die Kapazität eines Hausspeichers bei etwa 15 kWh liegt, kann ein Autospeicher sogar das 4-fache bereitstellen. Da gerade im Sommer bereits ab den frühen Morgenstunden PV-Strom zur Verfügung steht und das Fahrzeug wieder geladen werden kann, lässt sich in der Nacht der benötigte Strom perfekt über den Auto-Akku beziehen. Hier ist auch hier ein Energiemanagementsystem von Nutzen, um diese Anwendungen zu steuern.
Intelligentes Energiemanagement – Strom dort einsetzen, wo er gebraucht wird
Damit der Eigenverbrauch maximiert werden kann, reicht der Speicher oft allein nicht aus. Es lohnt sich, ein Energiemanagementsystem (EMS) zu installieren. Ein EMS im Haushalt ist ein digitales Steuerungssystem, das hilft, Stromverbrauch, Stromerzeugung und Stromspeicherung optimal aufeinander abzustimmen. Ein EMS sorgt dafür, dass selbst erzeugter Strom möglichst effizient genutzt wird – etwa indem es Haushaltsgeräte oder die Ladung eines e-Autos automatisch dann aktiviert, wenn ausreichend Solarstrom zur Verfügung steht. In Kombination mit dynamischen Stromtarifen kann das EMS zusätzlich gezielt günstige Netzstrom-Zeiten nutzen und teure Spitzen vermeiden. So werden Stromkosten gesenkt, der Eigenverbrauch maximiert und der Haushalt insgesamt energieeffizienter, kostengünstiger und unabhängiger.
Fazit
Die Effizienzsteigerung von PV-Anlagen bietet großes Potenzial, um Kosten zu senken und die Nutzung erneuerbarer Energien zu maximieren. Durch intelligente Verbrauchersteuerung, Stromspeicher, Wärmenutzung und E-Mobilität lässt sich der Eigenverbrauch deutlich erhöhen. Moderne Energiemanagementsysteme ermöglichen heute eine vollautomatische Optimierung. Das senkt Energiekosten, erhöht die Unabhängigkeit vom Strommarkt und entlastet Umwelt und Stromnetz.
Weitere detaillierte Informationen unter https://shop.enu.at/wp-content/uploads/Ratgeber_PV-und-Speicher_A4_barrierefrei.pdf
